D I E  K R O N E  D E S  R E I C H E S

 

 

 

D I E  E W I G K E I T

 

Die Deutschen im besiegten, zerstückelten, besetzten Reich behaupten, nichts mehr vom Reich und von des Reiches Krone  zu wissen.

Ist das wirklich so?

Die Reichsstadt Nürnberg, deren Ruinen die Sieger einst als Anschauungsobjekte vollzogener Gerechtigkeit   der Weltöffentlichkeit vorzustellen gedachten, Nürnberg ist wieder zum Schatzkästlein der Deutschen geworden.

 

Trotz  der Verlegenheiten, welche die Reichskrone  der wieder neu installierten Republik Österreich bereitet, trotz der  Verlautbarungen zahlloser Historiker, mit dem Sieg der  westlich demokratischen Werteordnung seien die Reichskleinodien nun endgültig zu Museumsstücken, zu "Antiquitäten" entheiligt und lägen in der Wiener Schatzkammer gerade am rechten Ort, - was ab 1815 galt, gilt noch immer:

 

"Die Republik Österreich verwahrt ebensowenig wie früher die Habsburger Monarchie die Reichskleinodien für das gesamte deutsche Volk. Vielmehr werden die in der Wiener Hofschatzkammer lagernden Reichskleinodien für Nürnberg verwahrt, wohin sie spätestens seit der Etablierung des deutschen Bundes hätten zurückgebracht werden müssen. Unabhängig von der Wiedervereinigung Deutschlands und der Diskussion um eine österreichische Nationalität ist die Stadt Albrecht Dürers und des Meistersingers Hans Sachs somit der einzige rechtmäßige Verwahrungsort für die Reichsinsignien Nürnberger Provenienz." (35)

 

Wenn auch Nürnberger Pressesprecher  "für die Wiederkehr der 1938 aus Wien gestohlenen Reichskleinodien keinerlei Notwendigkeit sehen", im Germanischen Museum ist ein ganzer Raum des ehemaligen Kartäuserklosters der Erinnerung an die Reichsheiltümer gewidmet. Wie einst vor dem Altar der Heilig Geist Kirche hängt in der Dämmerung zwischen den altersgrauen Mauern  der in Nürnberg zurückgebliebene gold - silberne Heiltumsschrein an langen Ketten von der Decke herab. In einem unter dem Schrein angebrachten Spiegel kann man das Bild der beiden Heiltümer betrachten, welche einst in dem Schrein geborgen waren. Ringsum, vom Dunkel der Wände bedeckt, sind weitere Erinnerungen an die Reichskleinodien ausgestellt: Zeichnungen aus der Zeit der Weisungen, Münzen mit Abbildungen der Reichskrone, das leere Futteral für einen Reichsapfel. Auf einer Tafel ist vermerkt, daß die Reichskleinodien im Jahre 1424 auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar nach Nürnberg gekommen seien, um im Jahre 1796 auf Befehl Kaiser Franz II. nach Wien verbracht zu werden. Die Tafel schließt:

 

"In Nürnberg blieben nur der leere, silberne Heiltumsschrein und ein Lederfutteral für einen damals bereits verloren gegangenen Reichsapfel zurück."

 

Kein Vorwurf, keine Klage. Wer aber empfänglich für ist Ungesagtes, spürt  hinter dem Stolz die Trauer.

 

In der graudunklen Ehrenhalle des wiederaufgebauten Nürnberger Alten Rathauses steht gleich am Eingang ein Hinweisschild: "REICHSKLEINODIEN". In einer von unsichtbarer Lichtquelle erleuchteten Nische  sind die Kopien der Reichsinsignien ausgestellt: Reichskrone, Zepter und Reichapfel.

 

Eine Tafel neben der Nische erklärt:

"1424 wurden die Reichskleinodien von Kaiser Sigismund auf ewige Zeiten nach Nürnberg gebracht. In Heiltumsweisungen wurden sie dem Volke gezeigt. 1796 kamen sie nach Wien."

 

Ein anwesender Nürnberger, nach dem rechtmäßigen Ort der Reichskleinodien befragt, sagte: " Die Reichskleinodien gehören  nach Nürnberg. Wohin denn sonst!"

 

Das Reich der Deutschen, dessen irdische Formen immer unvollkommen, angreifbar und so leicht zerstörbar sind, diesem Reich haftet die Unzerstörbarkeit von Träumen an, die Zähigkeit der Sehnsucht, die Widerstandskraft von Samenkörnern, welche unbegrenzte Zeit lang zu ruhen fähig sind, bei der Berührung mit fruchtbarem Boden aber sogleich wieder in der Gestalt emporwachsen, welche in ihnen verborgen liegt.

 

In der Not des Reiches ist das Ende der Not immer schon  enthalten, auch, wenn denen, welche die Not leiden, weder die Tiefe der Not noch das heimliche Warten auf deren Ende bewußt ist. Ende der Reichsnot aber heißt auch:  Heimkehr der Reichskleinodien, Heimkehr unserer  achtplattigen, perlen - , bild - , und edelsteingeschmückten Krone nach Nürnberg in des Reiches Mitte.

Es ist alles bereit, denn  "wir Irdischen (leben) nicht aus dem Gestrigen ..., sondern aus dem ewig Bleibenden." (36)

 

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Anmerkungen